Einleitung
Der momentane Zustand unseres Finanzsystems, wobei dies sowohl national als auch global gemeint ist, gleicht einem hochexplosiven Paradoxon, welches sich mit herkömmlichen Methoden, gelernten Regeln und üblichen Erfahrungserkenntnissen in seiner Gesamtheit schwer beschreiben lässt.
Seit der Lehmann-Krise im Jahre 2008 haben wir an dieser Stelle immer wieder versucht, geeignete Gedanken zu formulieren und dem geneigten Leser Erklärungsmuster zu liefern, mit denen sich dieses unaufhaltsam aufquellende Monstersystem und seine Folgen für einen Normalsterblichen halbwegs schlüssig erklären lässt. In den vergangenen Geschäftsberichten der letzten sechs Jahre haben wir es auch weitgehend vermieden, im Sinne einer jeweils aktuell gültigen Gesellschaftskonformität zu argumentieren, denn dazu gibt es genügend Medien, die immer wieder in den gleichen Mustern uns versuchen vorzukauen, wie das eine mit dem anderen zusammenhängt. Nicht alles, was über die offiziellen Medien, die immer mehr in den Verdacht einer gewisser „Zentral-Synchronisation“ geraten (wir vermeiden jetzt mal das Wort Gleichschaltung), verbreitet wird, ist gänzlich falsch. Viele kluge Kommentare und Analysen täuschen allerdings nicht mehr über das Problem hinweg, dass wir immer weniger eine Vorstellung davon haben, wie das momentane Finanzsystem in den Griff zu bekommen ist und ob es zum Schluss nicht doch noch zwangsläufig zu der berüchtigten „Kernschmelze“ kommen wird. Ermunternd sei angemerkt, dass wir in Deutschland auf der schiefen Ebene des Finanzsystems im Vergleich zu anderen Staaten noch relativ weit oben sitzen und dass es hierzulande eigentlich noch keinen richtigen Grund zur flächendeckenden Klage gibt. Das mag sicherlich auch mit einer uns nachgesagten Tüchtigkeit zusammenhängen, ist aber im Kern eher unseren geschichtlichen Umständen und der bedingungslosen Vasallenschaft zu Amerika und seinen dominierenden Herrschaftssystemen geschuldet. (auch im Windschatten gibt es Wind) Wir sollten diesen Zustand nicht allzu sehr beklagen, mag er uns moralisch immer befremdlicher vorkommen, überwiegen doch bislang die Vorteile unseres eingespielten Konsumsystems mit all seinen verwerflichen Abhängigkeiten. Als kleiner Komparse im großen Staatstheater der USA genießen wir immer noch einen gewissen Schutzstatus, den wir nicht überstrapazieren sollten.
Griechenland hat in den letzten Wochen (wieder mal) eine neue Regierung demokratisch gewählt, jedenfalls „demokratischer“ als im Vergleich zur Ukraine. Aus Sicht Deutschlands gelten die Griechen gemein hin als gastfreundlich, aber auch als faul, hinterlistig und fiskalisch überaus geizig. Dieses Bild hat uns im Wesentlichen die „freie“ Presse eindringlich serviert, wobei dies im Einzelfall auch zutreffend sein mag. Die neue Griechische Regierung entsandte ihren Ministerpräsidenten und ihren Finanzminister auf eine Tournee durch Europa, um für einen neuen griechischen Schuldenerlass zu werben. Erwartungsgemäß wurden diese beiden Herren vom „Finanzestablishment“ nach allen Regeln der Kunst relativ schnell und gründlich „abgebürstet“. Dies mag uns auf der eine Seite freuen, weil sich unser eingeimpftes Vorurteilssystem geradezu selbst befriedigt, nach dem Motto: „Die sind es ja selber schuld, wo kommen wir denn hin, wenn das jeder macht, Recht muss auch Recht bleiben, das habt ihr eben davon“. Von der Öffentlichkeit zwar nicht unbemerkt, aber weitgehend unverstanden hatten die beiden Herren zwei Aussagen öffentlich getätigt, die hier noch einmal zum Verständnis betont werden sollen. Erstens: Das Problem ist, dass Griechenland nicht zu wenige Kredite bekommen hat, sondern zu viele. Zweitens: es gibt aus der Verschuldungslage Griechenlands keinen mathematischen Ausweg mehr. Mag man diese Äußerungen als gewieftes, hellenisches Halunkentum abtun, offenbaren sie doch in naiver Einfachheit den wahren Zustand nicht nur des Griechischen, sondern in Wahrheit des gesamten Finanzsystems. (Wir wollen nicht unerwähnt lassen, dass wir den Begriff „mathematische Ausweglosigkeit“ schon seit Jahren in unseren Publikationen wiederkehrend verwenden).
Aber wer tut denn so etwas? Einen Karren vorsätzlich noch tiefer in den Dreck zu fahren, als er sich ohnehin schon befindet. Diese Frage entsteht bei dem noch so bequemsten Fernsehzuschauer irgendwann nahezu zwangsläufig. Das „System“ hat hierzu allerdings gründliche, langjährige Vorkehrungen getroffen, „blöde“ Fragen gezielt so umzulenken, dass die aussprechende, bzw. öffentlich nachdenkende Person relativ schnell von der Schubumkehr ihrer eigenen Bedenken umgehauen wird. Dazu hat man Begriffe, wie z.B. den „Verschwörungstheoretiker“ erfunden, die jeden Kritiker umgehend in den Zustand eines hochinfektiösen „Leprakranken“ versetzen, der nur noch in isolierter Ächtung für die Allgemeinheit zu ertragen ist. Man sagt „Verschwörungstheoretikern“ nach, dass sie sich aus diffusen, zusammenhangslosen Behauptungen ein abstruses Weltbild „zusammenschrauben“, um damit im Kern ihre eigenen Komplexe zu befriedigen, ihre Erfolglosigkeit zu kompensieren und um unschuldige Menschen mit ihrem sadistischen Verwirrspielchen zu quälen. Natürlich gibt es viele, auf die ein solches Psychogramm zutreffen könnte, aber der Begriff kann in seiner vorbeugenden, desinfizierenden Verwendung auch mehr verhindern als schützen. Vor allem kann ein solcher Begriff vom „System“ wirkungsvoll eingesetzt werden, um Durchblick oder Erkenntnisse gezielt zu verhindern, die zu einer drohenden Unkontrollierbarkeit führen können. Der Zwang des menschlichen Gehirns, stets nach einer vollständigen Erklärung für ein neues Phänomen zu suchen, mag aus Zeiten stammen, wo wir noch am ganzen Körper behaart waren und es bei der Interpretation grundlegender Probleme um das „nackte“ Überleben ging. Dieser genetisch gefestigte Zwang ist bei uns Menschen immer noch so stark ausgeprägt, dass wir je nach Intelligenzgrad dazu neigen, die erstbeste, bzw. die am meisten plausibelste, d.h. mit unseren Vorurteilen am besten übereinstimmende Antwort auf eine Problemstellung als Wahrheit anzunehmen, unabhängig davon, ob die vorliegenden Informationen uns eigentlich zu einer anderen Schlussfolgerung bewegen müssten. Die Angst vor Peinlichkeit und die Angst vor gesellschaftlicher Ausgrenzung erleichtert es nun dem „System“, uns immer dreistere Geschichten zu servieren. Stets gilt der Grundsatz, je mehr es zu verbergen gibt, desto mehr wird gelogen.
Zum Zustand des Finanzsystems gibt es abschließend zu sagen, dass es eigentlich nichts mehr zu sagen gibt. Die Dynamik der Ereignisse ist groß, alles zu kommentieren und fachgerecht einzuordnen ist sinnlos. An der Masse der kleinen Ereignisse kann man sich sprichwörtlich „zu Tode“ kommentieren, an die großen Ereignisse kommt die „moralische gut bürgerliche“ Messlatte sowieso nicht mehr heran. Ein Aspekt sei allerdings noch erwähnt. Es ist unstrittig zu behaupten, dass die USA die Schaltzentrale der internationalen Finanzwelt gewissermaßen beherbergt. Die Rolle des Weltpolizisten kann Amerika weiterhin aber nur noch dann ausüben, wenn es die Finanzen dieser Welt in Zukunft immer noch so steuern kann, wie bisher. Einige „Verfolger“ und „Saboteure“ sitzen ihnen allerdings schon dicht im Nacken. Europa spielt in dem Spiel der guten, allerdings auch zweitklassigen Verbündeten für Amerika schon eine große Rolle, aber nicht die größte Rolle. Notfalls könnte man auch Europa fallen lassen, wenn sich die Winde dieser Welt zu sehr drehen sollten. („Fuck the EU“ – wunderschönes, ehrliches Zitat aus dem US Außenministerium) Das heißt im Klartext, dass Amerika u.a. auch den Euro fallen lassen würde, bzw. „kaputt spekulieren“ würde, wenn es zwingend vorteilhaft für den Fortbestand des Dollar wäre. Man würde uns dann den Euro als eigene „Fehlkonstruktion“ verkaufen, so wie uns das jetzt schon vom Amerikanischen Ökonomie-Nobelpreisträger Paul Krugman ständig eingeredet wird. Wahrscheinlich sind die Grundzüge der „Euro-Konstruktion“ sogar in einem Amerikanischen Thinktank ersonnen worden, und alles verläuft nach Plan. Aber das ist natürlich alles nur Theorie, wenn nicht sogar „Verschwörungstheorie“.
Zum Abschluss kommt so wie in den vergangenen Jahren an dieser Stelle in stoischer, „murmeltierartiger“ Wiederholungsart stets der eindringliche Hinweis, dass wir die Geschäfte der Genossenschaft so führen, dass wir auf ein hohes Eigenkapital setzen. Eigenkapital bedeutet im Umkehrschluss Unabhängigkeit von Banken und letztendlich vom ganzen Finanzsystem. Gänzlich unabhängig ist man nie, aber eine robuste Eigenkapitalquote von 53% ist ein konservatives Krisenpolster, welches unseren Mitgliedern momentan die größtmögliche Sicherheit vor allzu negativen Entwicklungen in einer unsicheren Zukunft bieten kann.