Sie haben doch wohl nicht im Ernst geglaubt, dass wir jeden trendigen Schwachsinn kommentarlos mitmachen?

Einleitung

Soziale Netzwerke gehören zu den bemerkenswertesten Phänomenen der letzten Zeit. Sie angeln nach Daten und Geld und füttern mit Geschwätzigkeit, Eitelkeit und Selbstdarstellung.

Im Grunde genommen braucht soziale Netzwerke kein Mensch, vor wenigen Jahren gab es sie noch nicht, aber mittlerweile zählt allein Facebook weltweit 670 Millionen (Stand April 2011) Mitglieder. Das sind rund 10% der Weltbevölkerung. Rechnen Sie noch Twitter, MySpace, Was-auch-immer-VZ nebst weiteren Daten-Inkasso-Systemen wie Google, Amazon & Co. hinzu, gibt es in der westlichen Welt kaum noch Menschen, die nicht an der großen Leitung hängen.

Doch wofür ist das große soziale Anschlusskabel überhaupt gut? Um Freunde zu finden? Wohl kaum. Wer im realen Leben keine Freunde hat, wird im weltweiten Netz wahrscheinlich auch nicht fündig werden. Da nützt es einem auch recht wenig, Freunde, die man vorher nicht hatte oder kannte, zu "adden", und wer nichts Entscheidendes zu sagen hat, tut sich auch keinen Gefallen damit, selbst an Freunde etwas zu "posten". Mag die ursprüngliche Erfindung von Facebook zur studentischen Kontaktknüpfung im Kern nützlich und spaßig gewesen sein, haben derartige Systeme in kurzer Zeit eine kometenhafte Durchdringung in die einsamsten Winkel einer immer mehr anonymisierenden und überforderten Gesellschaft gefunden. Jeder hat das Gefühl, an einer großartigen, pulsierenden und Freu(n)de spendenden Welt teilzunehmen, die im Grunde genommen das wunschprojizierte Gegenteil der Realität ist. Oberflächlichkeit und Belanglosigkeit ersetzen Detailtiefe und Kostbarkeit. Der Wert einer Reduktion auf das Wesentliche wird überspült von einer Sintflut des Unwesentlichen. Es werden (für die Benutzer) keine substantiellen Werte geschaffen, es werden nur Defizite kompensiert und als isolierter Selbstzweck kultiviert. Jeder Teilnehmer bekommt eine soziale Eigenwichtigkeit vorgegaukelt, die ihn gefügig, bereitwillig und geschwätzig werden lässt.

Der bekannte deutsche Zukunftsforscher Matthias Horx prognostizierte vor zwei Jahren (2009), dass sich in spätestens fünf Jahren (also in 2014) in sozialen Netzwerken nur noch soziale Verlierer aufhalten werden. Folgerichtigerweise sind diese Ausführungen als Positionierung unseres Standpunktes durch Abkehr vom Mainstream zu verstehen. Eine solide Mieterschaft kommt unserer Einschätzung nach auch zukünftig nicht einfach so aus dem Netz, sondern entsteht zum allergrößten Teil nach wie vor durch analoge, bestens erprobte Kommunikationsformen, wie z.B. ein persönliches Gespräch und vor allem durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Wichtiger als die Anzahl der Zugriffe ist die Qualität der Kontakte, und die kann erst aus der Bidirektionalität einer vertraulichen Kommunikation heraus erarbeitet werden. Alles andere ist soziales und kommunikatives "Junk-Food".

Ein völlig neuer absurder Trend ist die Einbindung von Unternehmen in entsprechende Facebook-Seiten. Diesbezüglich werden Firmenvorteile in Aussicht gestellt, wie z.B. die Verbesserung des Markenimages, Steigerung des Bekanntheitsgrades, Erhöhung der Besucherzahlen eines Web-Portals und eine Verbesserung der Kundenpflege. So haben z.B. Unternehmen wie Coca Cola, Disney und Starbucks jeweils ca. 21 - 26 Millionen (Stand April 2011) registrierte Fans, auch fachterminologisch "Freunde" genannt. An dieser Stelle soll auf eine zynisch wirkende Kommentierung dieses Sachverhalts verzichtet werden.

Soziale Netzwerke scheinen auf die meisten Menschen wie Traubenzucker zu wirken, hier wird schnell etwas im Blut freigesetzt und schafft eine sofortige Befriedigung, allerdings verschwindet der Sättigungspegel auch wieder genauso schnell wie er gekommen ist, wobei die Langzeitauswirkungen bei dauernder Nachdosierung nicht sehr vorteilhaft sind. (Lustiger Weise heißt der Hauptakteur - das Wort Erfinder sei hier vermieden - von Facebook auch noch Mark Zuckerberg. Eine direkte Verbindung zum vorgenannten Gedanken ist aber eher als zufällig zu betrachten).

Das Problem des potentiellen und faktischen Datenmissbrauchs durch soziale Netzwerke ist in der Öffentlichkeit bereits ausführlich diskutiert worden. Hier geht es weniger um eine ungewollte Informationsoffenlegung, die ungebetene oder getarnte Nutzer, wie z.B. öffentliche Stellen, Arbeitgeber o.ä. anzapfen können. Hier geht es um die finale Vernetzung, sprich Total-Profilierung von Persönlichkeitsmerkmalen, die durch Synchronisation aller oben erwähnten Internet-Dienste eine vollständige Kontrolle und Überwachung jedes internetfähigen Individuums ermöglicht. Und wer tut so etwas? Der WikiLeaks-Gründer Julian Assange verriet kürzlich in einem Interview, dass seinen Informationen zu Folge soziale Netzwerke und ähnliche Systeme nicht nur mit verdeckten, automatisierten Schnittstellen zur großen "Datenkrake" unserer transatlantischen Freunde nachgerüstet wurden, sondern dass in erster Linie vielmehr um die Datenanforderungen von Geheimdiensten und Konsorten genau diese sozialen "Parasiten"-Systeme drum herum erfunden wurden. Als Trojanische Pferde gaukeln sie uns Freu(n)de und Nützlichkeiten vor, auf die offensichtlich ein Großteil der Weltbevölkerung hingebungsvoll hereinfällt, wobei diese raffinierten Kontrollschädlinge von den meisten Wirtsträgern in fast schon kulthafter Obsession auch noch freiwillig gefüttert und gemästet werden.

Soziale Netzwerke entpuppen sich somit bei näherer Betrachtung als hocheffiziente Zeitverschwendungssysteme, die als Hauptzweck unsere Persönlichkeit aussaugen und uns im Gegenzug mit Müll und Desinformationen zuschmeißen. Die wenigen vordergründigen Vorteile können die in der Folge auftretenden gravierenden Nachteile eigentlich nicht aufwiegen.

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